Erfahrungsbericht 20 -Yachtline-: Gardasee und Kroatien
- Boot: 20 -YACHTLINE-
- Motor: Honda BF 100 LRTU
- Fahrgebiet: Gardasee und Kroatien
- Besatzung: 2 Personen
- Bootserfahrung: Einsteiger
Eine unvergessliche Saison mit der 20 -YACHTLINE-
Das maritime Hobby und der Weg zu einer 20 Yachtline
Mitte 2018 war es endlich soweit! Bettina und ich hatten viele ereignisreiche Berufsjahre hinter uns gelassen und wollten uns nun einem gemeinsamen, für uns ziemlich neuen Hobby widmen: maritim sollte es werden, mit eigenem Boot, wechselnden Revieren – und das bei überschaubaren Kosten. Immer wieder mal hatten wir in den vergangenen Jahren (Jahrzehnten?!) mit der Bootsfahrerei geliebäugelt.
Etwas Praxis und Erfahrung konnten wir in der Vergangenheit auch ansammeln. Angefangen mit Metzeler Schlauchbooten und 5PS Außenbordmotor sowie zuletzt mit Zodiak und führerscheinfreiem 15PS Außenborder. Auch Charter gab’s mit bis zu 11,5m-Verdränger in den Revieren rund um Sneek, Holland und auf der Müritz Seenplatte. Das war’s dann aber auch schon mit der Bootserfahrung. Diverse Besuche auf der „Boot“in Düsseldorf und Prospektstudien machten Appetit auf alles Mögliche, verwirrten aber auch zugleich.
Also, nachdenken und ein persönliches Anforderungsprofil erstellen. Wie soll das Boot aussehen, welche technischen Daten und Maße muss es haben, was soll es können und welches Preislimit darf es nicht überschreiten?
Unsere Vorstellungen vom eigenen Boot
- optisch ansprechendes, modernes Design
- 6 bis maximal 7m Länge
- abschließbare Kajüte
- geeignet zur gelegentlichen Übernachtung für 2 Personen
- modernster, kraftvoller und zugleich sparsamer Außenbordmotor
- geringes Gesamtgewicht
- Zugfahrzeug ab Mittelklasse – PKW
- trailerbar und Maße ohne erforderliche Schwertransport – Genehmigungen
Etliche Bootsbesichtigungen und Probefahrten später gaben uns das Internet und diverse Testberichte schließlich die entscheidenden Informationen auf das für uns möglicherweise richtige Boot bzw. Unternehmen. Ein einziges Telefonat mit Herrn Küffner von der Firma Öchsner-Boote reichte dann aus, um uns den “Bazillus” einzusetzen.
Überzeugend war dann letztendlich der Ausstellungsbesuch in Kürnach mit einer sehr kompetenten Beratung. Die 20 -Yachtline- erfüllte alle von uns gewünschten Parameter. Und wie es der “Zufall” wollte, war gerade eine 20 -Yachtline- im Vorlauf, die zudem auch noch frei konfiguriert werden konnte.
Abholung und erste Erfahrungen mit der 20 -Yachtline-
Ende Juli 2018, eigentlich gegen Ende der Saison, stand sie nun da – die bestellte “CARA” – so ganz allein in der großen Halle, auf dem ebenso bei Öchsner-Boote bestellten Spezialtrailer. Nach halbtägiger gründlicher Einweisung einschließlich erster Fahrt auf dem Main ging’s ab nach Hause mit ihr.
Gleich ein paar Tage später ein erster Slip im Hafen Marina Rünthe am Datteln-Hamm Kanal. Mit Unterstützung des Hafenmeisters klappte das auch ganz gut. Zwei Tage lang probierten wir nun alle Funktionen aus. Außer die elektrische Ankerwinde: Ankern im Kanal kommt nicht wirklich gut! Es funktionierte alles wie beschrieben und fing an, Spaß zu machen. Zwar musste der Motor erst noch nach Vorgabe eingefahren werden, aber man konnte schon ahnen, dass die 20 -Yachtline- mit dem 100PS Honda Motor flott unterwegs sein würde.
Wieder raus aus dem Wasser und am nächsten Wochenende gleich ab zur Mosel nach Winnenden. Und tatsächlich, man kann in diesem kleinen Boot durchaus auch mal übernachten. Die Polsterliege in der Kajüte reicht aus, um die Beine auszustrecken.
Bald war auch die Einfahrzeit rum und wir konnten allmählich mehr und mehr die volle Leistung abrufen. Toll, wie schnell das Boot in’s Gleiten kam und mit gemütlicher Gleitfahrt die Moselufer an uns vorüberzogen. Auf den ausgewiesenen Moselstrecken ohne Geschwindigkeitsbeschränkung haben wir dann natürlich auch mal “Vollspeed” ausprobiert. Freunde mit eigenem 6,70m Kajütboot und 140PS Außenborder begleiteten uns dabei. Wir alle waren überrascht, dass unsere kleine “CARA” keineswegs vom stärkeren Boot der Freunde abgehängt werden konnte.
Na ja, und dann beim Anlegen in Cochem passierte es. Es war windig und die Mosel schaukelte uns ganz schön. Eigentlich wollte ich beim Anlegen kurz vor dem Anleger das Boot durch Einlegen des Rückwärtsganges und etwas Gas bremsen. Warum auch immer, der eingelegte Vorwärtsgang und ein kurzer Gas Schub bewirkten jedenfalls genau das Gegenteil. Und Zack, führte mein Fehler zur Beschädigung der steuerbordseitigen Reling. Mist, sehr ärgerlich!
In ein paar Tagen sollte es doch zum Gardasee gehen! Glücklicherweise beschränkte sich der Schaden im Wesentlichen auf die Reling. Der Rumpf war außer an der Aufnahme für die Reling nicht beschädigt. Also die Reling provisorisch gerichtet, Boot aus dem Wasser und ein paar Tage darauf ging es Richtung „Bella Italia“.
Mit der 20 -Yachtline- auf dem Gardasee
Auf dieser langen Fahrt zum Gardasee „benahmen“ sich Boot und Trailer ausgesprochen brav und unkompliziert. Mit stoischer Gelassenheit lief der Trailer mit 100 km/h Zulassung hinter unserem kleinen Zugfahrzeug (Audi A3 Sportback) her. Immer wenn erlaubt und möglich, zeigte die Tachonadel um die 100 km/h an. Trotzdem hielt sich der Durst des kleinen 1,6l / 116PS Dieselmotors des A3 in Grenzen. Mehr als ca. 8,0 l/100km vom kostbaren Saft wollte er einfach nicht konsumieren. Sicher ist das auch auf das geringe Gewicht von Boot, Motor und Trailer zurückzuführen.
In San Felice del Benaco am Gardasee hatten wir für 2 Wochen eine hübsche kleine Ferienwohnung gemietet. Für das Boot bekamen wir von der Ferienanlage Villa al Sol für die Zeit eine Boje am Gardasee. Ein wenig umständlich war es dann doch, vom Strand zur Boje bzw. zum Boot zu kommen. Dafür musste dann ein kleines mitgebrachtes Schlauchboot herhalten. Ein unwürdiger Anblick! Weniger temperaturempfindliche Menschen wären sicher geschwommen. Brrr, aber nicht ich!
Es waren herrliche Tage bei überwiegend schönem Wetter. Fast jeden Tag waren wir auf dem Wasser und haben – soweit gestattet – mehrfach den Gardasee „umrundet“. Isola del Garda, die Bucht von Salo und Orte / Häfen wie Sirmione, Bardolino, Moniga del Garda, Desenzano, Peschiera sowie Garda waren unsere Ziele. Die 20 -Yachtline- machte ihre Sache wirklich gut. Selbst bei stärkerem Wellengang brachte den Wide-Beam Rumpf nichts aus der Ruhe, lief immer genau den gewählten Steuerkurs.
Im niedrigen Drehzahlbereich war der Honda Motor extrem laufruhig und für einen Außenbordmotor wirklich leise. Klar, mit zunehmender Drehzahl wurde es dann deutlich lauter. Ist halt kein Segler, so ein Motorboot! Vom Benzinverbrauch kann ich nicht viel erzählen. Hängt ja auch extrem stark von der individuellen Nutzung sowie Fahrweise ab. Jedenfalls schien es uns so, als ob der 140 Liter Tank nicht leer werden wollte. Gut so!
Unterwegs in Kroatien mit der 20 Yachtline
Das nächste Mal getankt haben wir erst wieder in Fazana, Kroatien, dem zweiten Teil unserer Reise. Ist echt cool, zur Tankstelle zu fahren, um dort das Boot mit nicht ganz so teurem Superbenzin wie im Hafen aufzutanken.
Superbenzin aus der Zapfpistole läuft und läuft…, der Tankwart hat nicht sofort gesehen, dass das Boot betankt wurde und bekam Kulleraugen, als die 100 Liter Anzeige an der Zapfsäule überschritten wurde. Abwechselnd schaute er ungläubig mich an und dann wieder auf den kleinen Audi A3.
Auf dem großen Campingplatz Plaza Bi Village buchten wir für 14 Tage ein schönes, gemauertes Ferienhaus mit Terrasse und kleinem Garten. Direkt angrenzend an diese Ferienanlage gab es einen klitzekleinen Hafen, eher ein einfacher Anleger. Keine Möglichkeit zum Slippen, aber wegen des Salzwassers wollten wir sowieso das Boot „kranen“ lassen. Ein paar Autominuten weiter in Pula wurde das dann professionell erledigt. PKW und Trailer konnten wir auf dem gesicherten Hafengelände parken.
Von Pula aus fuhren wir mit dem Boot vorbei an malerischen kleinen Buchten und Inselchen zum kleinen Anlegeplatz direkt am Rande von Plaza Bi Village, nahe dem Ort Fazana. Auf den beiden Seiten des Betonstegs konnten insgesamt maximal 6 Boote anlegen und festgemacht werden. War nicht mehr viel los zu dieser Zeit. Und so lag unsere „CARA“ hier die meiste Zeit allein oder höchstens in Gesellschaft von ein bis zwei Schlauchbooten.
Zu beachten war der Wechsel von Tief- zu Hochwasser mit immerhin 0,70m Höhenunterschied. Leinen also nicht zu kurz oder zu lang festmachen! Hat gepasst. Es folgten wunderschöne Tage auf dem Meer. Zuverlässig und sicher brachte uns unsere „CARA“ entlang der Küste und dem Nationalpark Brijuni mit seinen vielen vorgelagerten Inseln in jeden noch so engen Hafen. Schöne Orte wie Rovinj, Vrsar sowie den langen Limski – Kanal mit seinen Muschelbänken und Austernzuchten sahen wir vom Boot aus mit einer völlig anderen Perspektive.
Rauwasserfahrten ebenso wie schnelle Etappen bei spiegelglatter See meisterte das kleine Boot aus unserer Sicht ausgesprochen gut. Einsame Buchten zum Ankern gab es reichlich und wir haben die verbaute elektrische Ankerwinsch sehr zu schätzen gelernt. Einmal sicher geankert, konnte zu zweit bzw. mit Dackel zu dritt das Picknick an Bord beginnen. Bei zu viel Sonne half das einfach zu bedienende Cabrio Verdeck als Schattenspender und erwies sich als völlig ausreichend. Nicht wirklich ausprobiert haben wir die Sonnenliege. Lieber sind wir einfach noch weiter gefahren und haben die Umgebung erkundet.
Irgendwann ist leider auch die schönste Zeit vorbei. Die Heimreise rückte näher. Also wieder mit dem Boot zum „Kranen“, säubern und auf dem Trailer reisefertig verzurren. Als das Boot aus dem Wasser gehievt wurde, sahen wir den doch stark verschmutzen Rumpf. Dank der kompetenten und gut ausgerüsteten Hafenmannschaft in Pula war das aber kein Problem und nach gut einer halben Stunde weitgehend gereinigt. Gründlich vom Salzwasser reinigen konnten wir das Boot dann selbst am PKW-Waschplatz der Ferienanlage. Am nächsten Tag folgte dann wieder die lange Heimreise nach Iserlohn.
Inspektion und Winterlager bei Öchsner-Boote
Ende Oktober 2018 brachten wir dann das Boot zur Reparatur des Schadens an der Reling, Inspektion sowie zum Winterlager zur Firma Oechsner nach Kürnach. Dort wurde alles fachmännisch und freundlich zu unserer Zufriedenheit durchgeführt.
Im April 2019 holten wir das Boot nach der Auswinterung aus dem Winterlager und brachten es zu unserem Wohnort Iserlohn. Knapp 2km von unserem Haus entfernt steht das gute Stück nun. Gut sowie trocken untergebracht in einer speziellen Einzelgarage. Seitdem wartet “CARA” auf neue Ausflüge.
Aus gesundheitlichen Gründen war es uns leider nicht möglich, in 2019 auch nur ein paar Minuten unsere „CARA“ zu wassern. Besserung ungewiss. Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschlossen, den Bootssport schon wieder aufzugeben. Mit nur ca. 60 Betriebsstunden auf dem Zähler, komplett mit allen Extras ausgestattet, in Top – Zustand geben wir dieses rundum tolle Boot wieder ab.
Persönliches Fazit
Alles in allem ein überzeugendes Bootskonzept. Auf so kleinem Raum, knapp 6m Länge, lassen sich Boote selten so komplett, qualitativ hochwertig und komfortabel ausstatten. Weitere Vorteile aus unserer Sicht: unkompliziert trailerbar für häufigen Wechsel der zu befahrenden Reviere. Einfach zu parken in einer geeigneten Einfahrt oder Garage mit entsprechender Einfahrtshöhe. Klar sollte man sich darüber sein, dass das Bootshobby unterm Strich kostenintensiv ist. Auch bei nur 5,95m Bootslänge und Lagerung auf dem Trailer in einer geeigneten Garage.
Bettina und Jürgen