Erfahrungsbericht SR30 -Yachtline-: Rhein-Main
- Boot: SR30 -YACHTLINE-
- Motor: Volvo Penta V6 280 DPS
- Fahrgebiet: Rhein-Main
- Besatzung: 5 Personen
- Bootserfahrung: Einsteiger
Die Saison 2019 auf der SR30 -YACHTLINE-
Von der Entscheidung bis zur Auslieferung
Nach zwei wunderschönen Urlauben auf gecharterten Hausbooten in Holland und auf der Mecklenburgischen Seenplatte, spielten wir mit dem Gedanken, uns ein eigenes Boot zu kaufen. Die Eckpunkte waren klar: Es sollte Platz für 5 Personen bieten und trotzdem noch trailerbar sein, da wir im Rhein-Main-Gebiet wohnen und uns nicht nur auf eine Flussstrecke fixieren wollten. Natürlich musste auch der finanzielle Rahmen eingehalten werden.
Schnell stellten wir fest, dass wir auf dem Gebrauchtbootmarkt nicht fündig werden würden. Nach einigen Messebesuchen fanden wir schließlich ein Boot, welches unsere Kriterien erfüllte. Wir absolvierten eine Probefahrt und konfigurierten es nach unseren Wünschen. Doch als uns das Angebot zuging, bremste unser Bauchgefühl die anfängliche Euphorie aus.
Kurz darauf besuchten wir die Interboot 2016. Hier wurde gerade ein neues trailerbares Boot beworben. Wir standen vor der SR30 -Yachtline- von Öchsner-boote. Und plötzlich wussten wir: das ist unser Boot. Es war ein absoluter Hingucker. Das moderne Design, die schnittige Form, die LED-Beleuchtung, die hochwertige und durchdachte Innenausstattung. Wir waren begeistert.
Die Fahrtage bei Öchsner-Boote im Mai 2018 ermöglichten es uns, das Boot live und in Aktion auf dem Main zu erleben. An diesem Tag schwanden bei uns die letzten Unsicherheiten und offenen Fragen, sodass wir nach Klärung der Finanzierung im Herbst 2018 unser Boot in Auftrag geben konnten. Die Fertigungsphase verlief absolut problemlos: 4 Monate nach Auftragserteilung erhielten wir die Papiere für Boot und Trailer; 8 Wochen vor dem vereinbarten Fertigstellungstermin wurden uns einige Links für Schulungsvideos zugesendet; 4 Wochen vor dem eigentlichen Termin erhielten wir einen Anruf mit den Worten: „Wir haben da ein kleines Problem: Hier steht ein Boot und das will abgeholt werden.“
Die Zeit vor der Bootsübergabe nutzten wir, um noch ein Anhänger-Sicherheitstraining beim ADAC zu absolvieren. Ein wichtiger Punkt während des Trainings war das Thema Ladungssicherung. Insbesondere sollte das Boot am Heck separat gesichert sein. Der Fahrtrainer hatte es während eines Trainings schon erlebt, dass ein aufgeladenes Boot ins Rutschen kam.
Für die Bootsübergabe war ein kompletter Tag eingeplant. Der erste Teil spielte sich bei Sven im Büro ab. Wir erhielten neben den nötigen Unterlagen eine ausführliche Einweisung in das Boot, auch wichtige Hinweise zur Reinigung und Pflege fehlten hier nicht. Auf unsere Frage zur Ladungssicherung, antwortete Sven grinsend „Das schauen wir uns gleich mal draußen an.“ Der Moment war gekommen. Unser Boot wurde soeben vorgefahren und verdunkelte das Bürofenster. Was für ein Gespann.
Auf die eigentliche Bootsübergabe waren wir durch die hilfreichen Schulungsvideos schon etwas vorbereitet. Man sieht damit am Tag der Übergabe wenigstens einige Dinge nicht zum ersten Mal. Teil der Übergabe war das Ein- und Ausslippen, die Testfahrt auf dem Main, sowie der spannende Gang zur Waage. Alles in allem ein sehr ereignisreicher Tag. Wir hatten viel Spaß, nicht zuletzt wegen des freundlichen und kompetenten Teams.
Die Jungfernfahrt
Wir beschließen, die Heimfahrt ins Rhein-Main-Gebiet auf dem Wasserweg anzutreten. Los geht es direkt nach dem Auffüllen des Frischwassertanks von dem Firmengelände der Firma Öchsner Boote. Zunächst führt uns der Weg zur örtlichen Tankstelle und der ersten Herausforderung, das 15-Meter-Gespann so in die Tankbox zu manövrieren, dass man erstens tanken und zweitens wieder herausfahren kann. Dies gemeistert, geht es zu der Stelle, an welcher schon die Testfahrt stattfand – zur Fähre Fahr. Doch für heute wollen wir nur noch unser Gepäck und den Proviant vom Auto in das Boot verladen und an Land auf dem Trailer übernachten. Dabei fällt uns gleich auf: die SR30 bietet Stauraum ohne Ende.
Gefühlt eine Stunde später gelingt es uns auch, das Camperverdeck zu montieren. 😧. Wenn man weiß, wo man hinlangen muss, dauert es nur wenige Minuten. Nach einem Abschlussdrink an diesem ereignisreichen Tag geht es zu Bett – unser Sohn nimmt die Eignerkabine in Beschlag, die beiden Mädels schlafen im Heck, meine Frau auf der verlängerten Sitzbank im Salon und ich in der Plicht.
Der nächste Morgen beginnt bei strahlendem Sonnenschein. Es ist Vatertag und wir entscheiden uns, ihn mit einem Weißwurstfrühstück im örtlichen Biergarten Kaltenhausen zu beginnen. Gestärkt lassen wir die SR30 nun endlich zu Wasser – der erste Test, ob wir bei der Bootsübergabe auch richtig aufgepasst haben.
Vor uns liegt ca. eine Woche Fahrt für etwa 300 Flusskilometer. Nach der Durchquerung des Mainkanals erreichen wir die erste Schleuse. Wir melden uns telefonisch beim Schleusenwärter an; aufgrund der Breite der SR30 müssen wir fast auf der ganzen Strecke die Schleusenkammern der Berufsschifffahrt benutzen. Problemlos wird uns Einlass gewährt und wir werden als einziges Boot talwärts geschleust.
Generell ist zu sagen, dass wir an allen Schleusen nett und zuvorkommend behandelt wurden und sogar Leerschleusungen durchgeführt worden sind, selbst wenn wir das einzige Schiff weit und breit waren. Wir mussten also nicht unbedingt auf das nächste Berufsschiff warten. Das stellten wir uns komplizierter vor und macht den Main zu einem deutlich attraktiveren Revier für Sportboote, als das häufig dargestellt wird. Ein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zuständigen Wasser- und Schifffahrtsämter!
Ende der ersten Tagestour ist Marktbreit. Ohne Hafenstromanschluss verbringen wir hier gleich zwei Nächte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück an Bord und Auffüllen des Proviantvorrates starten wir wie geplant unsere Weiterreise um 11:00 Uhr und haben trotz etlicher Stromfresser, wie laufende Kühlschränke sowie Musikanlage keine Probleme beim Starten des Motors. Ziel ist der Sportboothafen Laudenbach.
Ein tierischer Bewohner der Schleuse Randersacker hindert uns am Festmachen des Bootes. Die Leine ist lang genug, sodass wir diesen Poller getrost auslassen können und die Ruhe einer Ringelnatter nicht stören.
Bald erreichen wir Würzburg und steuern auf die Alte Mainbrücke zu. Zwölf überlebensgroße Steinfiguren empfangen uns. In der Ferne thront majestätisch die Festung Marienberg. Bis dato kamen wir noch nicht dazu, das Boot in Gleitfahrt zu bringen. Das gemächliche Vorbeiziehen dieser herrlichen Landschaft wirkt wie Balsam auf unsere stressgeplagten Gemüter. Angekommen in Laudenbach lassen wir den Abend im gut besuchten „Biergarten am Schloss“ ausklingen.
Am nächsten Morgen kommen wir dem Wunsch des jüngsten Mitglieds unserer Crew nach und bereiten schmackhafte Eierpfannkuchen auf dem mobilen Spirituskocher zu. Gut gestärkt verlassen wir den idyllischen Hafen und brechen in Richtung Lohr auf.
Angekommen in Lohr genießen wir den schönen Sommertag. Der Kapitän schläft auf einer der bequemen Sonnenliegen ein.
Erstmals befestigen wir bei fast sommerlich anmutenden Temperaturen den seitlichen Sonnenschutz an den Reissverschluss-„Anschlüssen“ des Mulitfunktionsdaches. Nicht nur wir bewundern dieses Feature der SR30, welches in Sekundenschnelle angebracht werden kann.
Unsere nächste Station ist der Sportboothafen in Wertheim. Wir nutzen den restlichen freien Nachmittag für einen Besuch der historischen Altstadt und der Burg. Auch das Frühstuck am nächsten Morgen genießen wir in einem Café in der Altstadt und werden Zeuge des Landganges eines Flusskreuzfahrtschiffs. Eine Menschengruppe löst die nächste ab, Schilder gehen hoch und wieder runter. Die Informationen erhalten die Touristen über Kopfhörer. Wir beobachten dieses Getümmel noch eine Weile staunend und statten anschließend einem Bäcker einen Besuch ab. Der Hafenmeister empfahl ihn, weil er noch „ehrlich“ bäckt. Wir füllen unseren Vorrat mit Brötchen, Brot und Süßgebäck auf und verlassen diesen malerischen Ort.
Schon bald holen wir ein Flusskreuzfahrtschiff ein, welches wir einige Zeit begleiten. Stets wird uns hinter dem Schiff in den Schleusen Einfahrt gewährt. Eine Hochachtung an die Kapitäne dieser Schiffe, die in Millimeterarbeit langsam in die Schleusenkammer einfahren und sich mit Fingerspitzengefühl unmittelbar vor die Tore legen müssen.
Wie wir vom Schleusenwärter erfahren, wird das Flusskreuzfahrtschiff kurz vor Miltenberg anlegen. Wir überholen es, fahren auch noch an Miltenberg vorbei und legen in dem kleinen Sportboothafen Großheubach an. Beim Festmachen fallen uns die Edelstahlleisten unterhalb der Klampen der SR30 auf. Sie sind nicht nur eine optische Aufwertung, sie verhindern auch das Scheuern der Leinen am GFK-Rumpf.
Wir erleben einen faszinierenden Sonnenuntergang und halten diesen Moment vom Schlauchboot aus fest.
Die wegen der Schulpflicht auf ganze zwei Personen geschrumpfte Besatzung startet in den letzten Tag dieser Jungfernfahrt. Der Kaffee ist gekocht und es erwartet uns ein langer Törn bis zum Zielhafen. Nur noch wenige Schleusen liegen vor uns, bei denen wir die großen Schleusenkammern nutzen müssen. Ab Kleinostheim sind auch die Sportbootschleusen breit genug für die SR30. Zum Bedienen der Schleuse muss allerdings ein Passagier aussteigen und der Kapitän hat nun reichlich zu tun an Bord. Schmerzlich vermissen wir unsere inzwischen einigermaßen eingespielte Crew und sind dankbar über das vorhandene Bugstrahlruder.
Einige Tage nach der Ankunft zu Hause beschließen wir, das Boot aus dem Wasser zu holen. Beim Betrachten des Bootes wird ein etwa 20 cm lange Kratzer am Unterwasserschiff sichtbar. Frustriert melden wir uns bei Öchsners und dachten, dass wir unser Boot gerade wieder zurückfahren können. Doch dort beruhigt man uns. Öchsner Boote schickt uns die Komponenten des verwendeten Gelcoats und wir können den Schaden vor Ort beseitigen lassen. Letztlich sind wir mit dem Schrecken davongekommen und wir können jedem Neuling nur empfehlen, sich dieses Manöver von Florian Öchsner abzuschauen!
Sommer 2019
Wir lassen unsere SR30 erneut zu Wasser. Es ist schon spät am Nachmittag, gerade einmal zehn Kilometer liegen hinter uns, als wir gleich hinter der nächsten Schleuse den ersten Hafen sichten. Freundlich winken uns Passiere am Steg zu und laden uns herzlich zum Anlegen ein. Immer noch recht unbeholfen rangieren wir die SR30 rückwärts in eine Stegbox.
Dies war der Beginn eines wunderschönen Sommers. Wir lernten hier Leute kennen, die in den darauffolgenden Wochen zu Freunden werden sollten, mit denen wir großartige Abende und Feste in Frankfurt verbrachten und auf deren Wiedersehen wir uns in der kommenden Saison sehr freuen.
Aus einem spontanen Abendausflug wird schnell ein Ritual: Unter der Woche schippern wir alltäglich stromaufwärts an die Offenbacher Schleuse. Dort wird geankert, der Lotusgrill auf der Badeplattform entzündet, gegrillt, gegessen und gespült. Die Dämmerung mahnt zum Aufbruch und in gemächlicher Fahrt geht es wieder zurück, vorbei an der Frankfurter Skyline.
Es sind Eindrücke, die die Bilder der Kameras kaum wiedergeben können. Und fast jeden Tag sehen wir eine Bekannte: Die Höchster Fähre, die abends nach den offiziellen Fährzeiten noch Ausflugsfahrten nach Frankfurt unternimmt.
Das Fahrwasser in der Mainmetropole ist immer gut bewegt. So ziemlich jedes Wassersportgefährt kann man hier bewundern. Freizeitskipper zeigen voller Stolz, welchen Wellenschlag sie erzeugen können. Sogar Segelboote absolvieren wahre Kreuzfahrtwunder und ducken sich bei dem vielen Wenden ständig unter dem Mast hin und her.
Die Idylle abseits des Getummels an Land wird nur selten gestört: Eines Abends hupt uns jemand an, der es offenbar besonders eilig hat, unter der Brücke hindurch zu kommen. Wir fahren zur Seite und entdecken das blaue Blinklicht der Wasserschutzpolizei. Nun erblicken wir noch mehr Einsatzkräfte, einen Schubverband und die Höchster Fähre, die offenbar ihre Passagiere an Land lässt. Erst später erfahren wir, was passiert ist: Ein Schubverband ist in der Dunkelheit mit einem Segelboot kollidiert, welches wohl gesunken ist.
Uns wird klar: Die hauptsächlich schwarzen Frachter sind nachts kaum zu erkennen und in Frankfurt gibt es an Land mehr rote, grüne und weiße Lichter als auf dem Fluss. Wir beschließen daher, im Herbst AIS nachrüsten zu lassen.
Im Laufe der Zeit entpuppt sich die SR30 als praktisches Schlafdomizil nach feucht-fröhlichen Abenden an Bord. Außerdem spart man sich das tägliche Im-Stau-Stehen auf der Fahrt zur Arbeit. Peinlich nur, wenn man die Bootspapiere im Auto vergisst und ausgerechnet an diesem Tag von der Polizei kontrolliert wird. Die Beamten sind glücklicherweise freundlich und nett. Sie geben zu, neugierig auf das interessante Boot und die „Neuen“ in ihrem Revier gewesen zu sein. Wir sollen uns auf eine weitere Kontrolle einstellen und kommen mit einer Verwarnung davon. In der Saison 2019 hat das „Treffen“ nicht mehr geklappt.
Ein wahres Vergnügen ist es, die Frankfurter Festlichkeiten vom Wasser aus erleben zu können. Hierzu zählen die Austragung des Ironman, das Mainufer- und Museumsuferfest mit ihren Feuerwerken, die teilweise von einer Plattform auf dem Main gezündet werden.
Ein Highlight ist unser „Weiberausflug“ zum „Europa Open Air“-Konzert an der Europäischen Zentralbank. Nicht nur besatzungstechnisch wird die Kapazität der SR30 mit acht Personen voll ausgereizt. Jede der Damen meint, sie müsse alle anderen allein mit Speisen und Getränken versorgen.
Angekommen bei der EZB reihen wir uns zunächst ganz hinten ein, entdecken allerdings zwischen den vielen Booten noch ein paar Lücken. Vorsichtig mogeln wir uns Stück für Stück nach vorn und genießen das Konzert von unseren Logenplätzen. Bestens versorgt mit Wein und weiteren Köstlichkeiten finden wir alle eine bequeme Sitzmöglichkeit. Die SR30 ist wirklich ein wahres Platzwunder. Eines steht für uns Mädels fest: nächstes Jahr kommen wir wieder!
Im September beschließen wir, noch einen Ausflug auf den Rhein zu machen. Unsere Stationen im Schiersteiner Hafen und am Kühkopf waren dann auch die einzigen Gelegenheiten für unsere SR30, mal was anderes als Mainwasser unter dem Kiel zu haben.
Auf dem Rhein geben wir dann endlich auch mal Vollgas und erleben die SR30 in schönster Gleitfahrt. Die Kinder quietschen vor Freude und jeder reißt sich um den begehrten Platz am Steuer. Wir hinterlassen eine lange Spur im Wasser und bekommen einen Vorgeschmack, was die SR30 noch so alles an Fahrvergnügen zu bieten hat. Schon jetzt freuen wir uns auf den kommenden Urlaub in Kroatien.
Am Kühkopf ankern wir zusammen neben zahlreichen Booten. Die Kinder springen fröhlich immer wieder von der breiten Badeplattform hinunter, wir Erwachsene entfliehen dem wilden Treiben und unternehmen eine Paddeltour durch eine fantastische, naturbelassene Landschaft. Gemeinsam bereiten wir ein leckeres Abendessen zu und begeben uns abermals sehr rasant auf den Heimweg.
Am Ende des Ausflugs staunen wir nicht schlecht über den geringen Spritverbrauch, trotz unserer schnellen Fahrweise.
Zurück nach Kürnach
Langsam neigt sich die Saison dem Ende zu und wir beschließen, die Fahrt zur Einwinterung nach Kürnach auf eigenem Kiel durchzuführen. Am 11.10.2019 verlassen wir unseren inzwischen einsamen Gaststeg dieses Sommers. Sehr weit kommen wir allerdings nicht, da wir bereits bei der Sportgemeinde Wiking ein paar Freunde am Ufer antreffen und kurz anlegen. Immerhin erreichen wir um 19:30 Uhr den Segelhafen in Karlstein hinter Seligenstadt. Wir haben noch angenehme 16 Grad Celsius und können am nächsten Morgen das Frühstück an Deck genießen. Dabei schauen wir dem Auskranen der Boote am Hafen zu.
Unser heutiges Etappenziel ist Miltenberg, an dem wir auf der Hinfahrt viel zu schnell vorbeigefahren sind. Ab der Schleuse in Obernau erwarten uns wieder die Berufsschifffahrtsschleusen. Drei Schiffe mit Vorrang liegen vor uns. Da werden wir wohl diesmal warten müssen. Wer hätte es gedacht. Zu viert liegen wir in der Schleuse. Richtig eng, damit wir auch noch hineinpassen, quetschten sich die drei vorderen Kähne zusammen. Das Bug an der linken Kaimauer, das Heck rechts. Vielen Dank dafür!
Die Fahrt führt auf den letzten Kilometern vorbei an Weinbergen. So langsam färben sich die Bäume herbstlich. Wie traumhaft muss es hier in zwei bis drei Wochen aussehen! Mit Eintritt der Abenddämmerung erreichen wir das wunderschöne Miltenberg. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich hier die Häuser am Fuße des Bergmassivs. Im Vereinshaus trinken wir in geselliger Runde einen Wein. Später treffen wir einen alten Bekannten wieder, den wir in Hanau kennen lernten.
Am nächsten Tag verlassen wir Miltenberg, drehen vorher aber noch eine „Ehrenrunde“ durch den Ort.
Es ist inzwischen Nachmittag. Einmalig sind Wetter und Landschaft. Blauer Himmel, 22 Grad Celsius – ein Traum! Wir schließen uns der Scenic Opal an, dem unter Maltesischer Flagge stechendem Hotelschiff, welches uns stets die Schleusen öffnet. Die Sonne verschwindet hinter den an den Ufer liegenden Bergen. Es wird sofort kühl.
Bei völliger Dunkelheit leuchte ich dem Kapitän mit der Super-LED-Taschenlampe den Weg. Er gibt Vollgas zum abendlichen Zielhafen in Lohr. Dort sind alle Stege bereits abgebaut. Landgang ist angesagt – die Kombüse bleibt heute kalt. Wir finden ein sehr gemütliches italienisches Restaurant und fallen später müde in die Koje.
Im Morgennebel des nächsten Tages steuern wir 10:50 Uhr die Schleuse Steinbach an. Bei der anschließenden Weiterfahrt zeigt sich die Natur von ihrer besten Seite. Die Sonne steht inzwischen hoch über dem Berg scheint den Nebel regelrecht zu verschlucken. Ganz einsam ziehen wir unsere Bahn und schleichen leise den spiegelglatten Fluss entlang.
Am späten Nachmittag steuern wir die schönste aller Schleusen an – Würzburg wir kommen. In Goßmannsdorf legen wir eine willkommene Zwangspause ein, da unser gestriger Begleiter, die Scenic Opal uns keinen Platz mehr zum Einschleusen ließ. Der Schleusenwart erfuhr zu spät von unserer Ankunft und öffnet nur die halbe Kammer. Wir holen später das Hotelschiff wieder ein und legen schließlich in Marktbreit an.
Hier füllen wir die Kanister an der gleich neben dem Ufer liegenden Tankstelle auf. Es ist unser letzter Abend auf dem Boot in diesem Jahr. Etwas wehmütig sitzen wir noch lange, eingekuschelt in Decken, und blicken auf einen wunderschönen, unvergesslichen Sommer zurück.
Zum Frühstück gesellt sich ein Schwan, der gierig unsere Brötchenreste verspeist. Wir kündigen uns schon mal bei Öchsners an und legen ab. Noch zwei Schleusen und wir sind da. Kurz vorm Ziel weist uns die Feuerwehr zum Anhalten an. Schifffahrtssperrung – mehrere Stunden soll sie wohl andauern – wegen eines Ölteppichs – größere Sache. Dann geht es doch schneller.
In Fahr begrüßen wir Florian Öchsner, der uns trotz unserer Verspätung souverän aus dem Wasser hilft. Wir befolgen genau seine Anweisungen und mit ihm ist das Ausslippen ein Kinderspiel. 17:19 Uhr ist die SR30 an Land und wird eine erste Inspektion bei ihrem Erbauer erhalten.
Abschließend können wir sagen, dass wir mit dem Kauf der SR30 die richtige Entscheidung für uns getroffen haben. Es ist das größte noch trailerbare Boot und bietet uns dadurch die gewünschte Flexibilität abseits der heimatlichen Gewässer. Unserer fünfköpfigen Familie gibt die SR30 genügend Platz und auch Rückzugsmöglichkeiten.
Das Boot hat eine komfortable und sehr hochwertige Ausstattung. Der zweite Kühlschrank erweist sich als sehr nützlich. Man kann gute zwei Tage ohne externen Stromanschluss alle elektrischen Geräte an Bord über die vorhandenen Batterien betreiben. Nichts an der SR30 ist überflüssig und bisher vermissen wir auch nichts.
Das Boot macht kurz gesagt einfach Spaß!