Erfahrungsbericht 20 -YACHTLINE-: Darßer Boddenlandschaft

  • Boot: 20 -YACHTLINE-
  • Motor: Honda BF 100 LRTU
  • Fahrgebiet: Darßer Boddenlandschaft
  • Besatzung: 2
  • Bootserfahrung: Leidlich erfahren

Der Wunsch nach einem eigenen Boot wurde immer größer

Nachdem ich seit vielen Jahren mit einer Männercrew jährlich segeln war, meist in Kroatien, aber auch auf der Ostsee, wurde der Wunsch nach einem eigenen Boot immer größer, zumal meine Frau und ich das Glück hatten, südlich der Halbinsel Darß, direkt am Bodden, ein eigenes kleines Refugium zu erwerben. Ein Segelboot kam allerdings nicht in Frage, da meine Frau keine Segelerfahrung hat und aus unserer Sicht die Boddenlandschaft aufgrund der meist sehr flachen Gewässer und schmaler Fahrrinnen kein perfektes Segelrevier ist. Also kauften wir uns, nachdem wir auch diverse Bootsmessen besuchten, ein kleines 6 m Bötchen mit 60 PS am Spiegel und tuckerten im Sommer durch das Bodden-Revier. Allerdings stellten wir bald fest, das das Boot aufgrund seiner Bauart und des nicht allzu leistungsstarken Motors eher für die ruhigen Kanäle in Holland geschaffen war, als für das doch teilweise kabbelige Boddengewässer. Es gibt dort schon unangenehmen Wellengang, und da der Führerstand ziemlich weit hinten war, waren die Bootsausflüge gelegentlich eher Tauchgänge.

Kurz, es gab einen triftigen Grund, sich nach Besserem umzusehen. Klar, die Skandinavier bauen praktische und rauhwassertaugliche Motorboote, aber 2019 war der Markt leer und es gab nichts in der 6m-Klasse, denn unser Liegeplatz gab auch nicht mehr her. Zum Glück allerdings für uns und sicher auch für die Fa. Öchsner, denn rein zufällig fanden wir diese Werft im Internet, zumal nicht so ohne Weiteres zu erwarten war, dass in der Nähe von Würzburg auch schöne Schiffchen für die Ostseegewässer gebaut werden. Wir fuhren also kurzerhand nach Kürnach und schon mit der 1. Inaugenscheinnahme war klar, wir machen Nägel mit Köpfen. Und hier beginnt der Erfahrungsbericht:

Die Vorstellung der Yacht – denn das ist kein Boot mehr! – war perfekt!

Die Firma hat von Anfang an einen ganz soliden und sehr vertrauenserweckenden Eindruck gemacht. Die Beratung durch Herrn Küffner und die Vorstellung der Yacht – denn das ist kein Boot mehr! – war perfekt, frei von Werbetexten, freundlich, kompetent, überzeugend!
Die 20 -Yachtline- präsentiert sich außergewöhnlich. Höchste Verarbeitungsqualität, so habe ich das bei anderen Booten dieser Klasse noch nicht gesehen, Vollausstattung auf knapp 6 m. Für jemanden, der nicht gerade ein passionierter Angler ist und es eher spartanisch-praktisch braucht, bietet die YACHT ein komplettes und gemütliches Interior: einen kombinierten, gut belichteten und durchlüfteten Wohnbereich, in dem man dank des umfangreichen Stauraumes auch mal übernachten kann, eine Mini-“Küche“ mit Kühlschrank für kaltes Bier und Prosecco und sogar – welch Wunder – ein separates Toilettenkabinettchen, nicht nur Frauen frohlocken darüber. Stehen kann man übrigens auch gut im Salon, sehr angenehm! Der Niedergang ist mit einer verschließbaren und durchsichtigen Schiebetür komplettiert, gut gegen Mücken, die es am Bodden reichlich gibt.

Der Skipper sitzt hinter dem Steuerrad, nebst gut bedienbarem Gashebel, angenehm großem Plotter und übersichtlichem Schalterpaneel, locker auf seinem Drehsitz, der auch für etwas umfangreichere Menschen wie mich gut geeignet ist, eine horizontale Verschiebung wäre trotzdem nicht schlecht. Dahinter, auf der komfortablen Hecksitzbank nehmen üblicherweise Gäste Platz, 6 Personen sind erlaubt, aber 4 sind ok. Auch hier in der Plicht gibt es außergewöhnlich viel Stauraum, sodass während dem Törn nichts herumliegen muss, der aber auch ohne große Umbauaktionen zugänglich ist.

Nach der kompetenten Übergabe ging es schnurstracks an die Ostsee

Am Spiegel hängt ein ordentlicher 100 PS Motor, den ich aber auch, zumindest für Seegewässer, empfehlen würde. Für die Stromversorgung der Yacht gibt es 2 Akkus, gut zugänglich, und für den Durst des Motors einen 140 l Edelstahltank, der nach nunmehriger Erfahrung auch größere Törns ohne Zusatzkanister erlaubt, der aber wiederum gut in die Backskiste passen würde. Für Bootsfahrer, die an Bord unbedingt abwaschen wollen, gibt es ein Druckwassersystem mit Tank, was ich aber selbst noch nicht ausprobiert habe.
Die Auslieferung unserer – nun AnnaBella getauften – Yacht erfolgt in besten Corona-Zeiten, am 19.5.2020. Auf die selbstverständlich angebotene Live-Vorführung auf dem Main haben wir verzichtet, weil wir ja noch die weite Strecke an die Ostsee vor uns hatten, die eigentlich geplante Erstwasserung in Kroatien war aus bekannten Gründen ausgefallen. Die Übergabe erfolgte durch Herrn Öchsner, freundlich, kompetent, umfassend. Uneingeschränkte Vorfreude. Die Fahrt gen Norden war mit dem eigens für die Yachtline-Boote angepassten Doppelachstrailer problemlos, wenn man einmal davon absieht, dass ich mich in der ersten zugegebenermaßen sehr engen Tankstelle festgefahren und beim ersten Überholmanöver einen Truck zur Notbremsung gezwungen habe. Aber darüber schweigt eigentlich des Sängers Höflichkeit, trailern will eben gelernt sein.

Am Barther Bodden erfolgte die Erstwasserung per Kran, auf das Slippen im Salzwasser habe ich zur Schonung der Trailerbremsen verzichtet.
In der Bootssaison 2020 haben wir die Darßer Boddenlandschaft kennenlernen können, eingeschlossen Fahrten zwischen Zingst und Hiddensee über das „offene Meer“. Gerne hätten wir mehr Seemeilen gemacht, aber wir wohnen ja im Erzgebirge, und die Fahrt an die Ostsee ist eben nicht an jedem Wochenende möglich. Und dann gab es ja auch gelegentlich „Schitwetter“. Wenn wir aber mit der AnnaBella auf dem Wasser waren, dann immer mit vollem Fahrspaß. Die 20 -Yachtline- läuft auch bei Rauhwasser stabil und kommt schnell ins Gleiten (nicht verraten, es gibt überall Geschwindigkeitsbegrenzung mit mobilen Blitzern) – im Wesentlichen sitzt man auch bei Wellengang trocken und man kann das Boot gut durch die See trimmen. Also Fahrspaß pur, und das Ankerbier hat bis jetzt immer geschmeckt.

Die Vorfreude auf die neue Saison ist groß!

Die Bootssaison war im Oktober 2020 zu Ende, und 2021 hat sie wegen Corona und Einreiseverbot in MV erst spät angefangen. Aber die Zeichen stehen nicht mehr so ganz auf Sturm und wir freuen uns auf die Saison, vielleicht auch mal mit Törns rund Hiddensee oder gar rund Rügen.
Ach ja, noch eine Erfahrung: Naturgemäß bleibt der schöne GFK-Rumpf im Salzwasser nicht sauber, vor allem nicht das Unterwasserschiff. Die Firma Öchsner empfiehlt zunächst nicht, das Unterwasserschiff mit Osmoseschutz und Antifouling auszustatten. Ich habe deshalb den Rumpf unter dem Trailer liegend mit dem empfohlenen „Algenol“ gereinigt, was nicht vergnügungssteuerpflichtig ist, aber gut funktioniert, wenn da nicht noch die Seepocken wären, die sich nur mechanisch entfernen lassen. Also werde ich doch wieder in die Taschen greifen und den Unterwasserschutz durch einen Profi erledigen lassen.

Gelegentlich muß man Brücken unterfahren, zumindest diejenigen Skipper, die auf Binnenwasserstraßen unterwegs sind. In unserem Fall ist das die Meiningenbrücke zwischen dem Festland und dem Zingst. Hierzu muss das Verdeck jedes Mal abgeklappt werden, zwar etwas fummelig, aber die Freude auf die kommenden Törns wird dadurch in keinster Weise getrübt… zumal man ja nicht ständig Brücken unterfährt.

Vielen Dank an das Öchsner-Team, das uns immer freundlich und kompetent zur Seite stand, wenn´s mal nötig war. Und an alle Kapitäne und Kapitäninnen und solche, die es werden wollen: Wir haben es zu 100% richtig gemacht!

Jochen und Beate

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